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Nachstehend eine Auswahl meiner Veröffentlichungen nebst kurzer Textauszüge.

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Aus der Stadt und an den Fluss. 75 Jahre Sportfischer an der Wittener Ruhr, Essen 2007



Schreiben über das Angeln

In Howard Hawks' Komödie "Man's Favorite Sport?" (deutsch: Ein Goldfisch an der Leine; Universal 1964) spielt Rock Hudson den Verkäufer Roger Willoughby, der seinen Kunden erfolgreich beim Kauf von Angelgerät zur Seite steht. Nicht nur kennt er die Kniffe und Tricks dieses Zeitvertreibs aus dem Effeff, er hat sogar einen Ratgeber zum Thema geschrieben: Fishing made simple - Angeln leicht gemacht. Zwei junge Frauen überreden seinen Chef, Willoughby bei einem Wettfischen am Lake Wakapoogee antreten zu lassen. Willoughbys Pech ist es, dass er zwar theoretisch alles über das Angeln weiß, es aber nie praktiziert hat. Durch die Mitwirkung ungewöhnlicher Umstände und die unfreiwillige Hilfe eines Bären gelingt es ihm dennoch, den ersten Platz zu belegen. Ähnlich ergeht es dem Autor dieser Zeilen. Wenn ich auch über den Sportfischerverein Witten schreibe, so tue ich es doch als jemand, der in seinem bisherigen Leben nicht ein einziges Mal geangelt hat. Ich hoffe dennoch, dass es mir gelungen ist, in das Wesen des Angelns und des Anglers einzutauchen.

Das Unglück. Solidarität und Konflikt in der Katastrophe, in: Frank Ahland, Stefan Nies, Ingrid Telsemeyer (Hrsg.), Sprengstoff! Die Explosion der Wittener Roburit-Fabrik 1906, Essen 2006, S. 17-51



Augenzeugen - Ohrenzeugen

Leichter Nebel habe über dem Ort gehangen, sagen die einen, "man konnte kaum die Hand vor Augen sehen"; von "einem klaren Herbstabend" berichten die anderen; "draußen rüttelte ein kalter Nordwind an den Fenstern", erwidern die dritten. Über das Wetter an jenem Mittwochabend des 28. November 1906 waren sich schon die Zeitgenossen uneins. Vor der Größe des Erlebten verblassten die Erinnerungen an Nebensächliches. Aber auch das Ereignis selbst wurde höchst unterschiedlich wahrgenommen, auch von jenen, die unmittelbar dabei waren.

Mehr Freiheit genießen. Wittener Sozialdemokratie und kommunale Politik vom Kaiserreich bis zum Ende der Weimarer Republik, Essen: Klartext-Verlag 2000



Verteidigung der Republik

Ein weiteres Feld der Kommunalpolitik lag in dem sichtbaren Bemühen, die Weimarer Republik zu verteidigen. Wenngleich es in der Literatur selten als ein eigenständiges Politikfeld behandelt wird, fiel es der Sozialdemokratie wohl genuin und originär zu. Es handelt sich dabei in erster Linie um eine symbolische Politik, orientiert an den Symbolen des Kaiserreichs, die es zu entfernen galt, und jenen der jungen Republik, ihrer Fahne und ihrer führenden Repräsentanten. Anträge im Wittener und im Annener Kommunalparlament auf Entfernung der Kaiserbilder und -büsten aus den Schulen und aus öffentlichen Gebäuden, auf Anschaffung der schwarz-rot-goldenen Fahne, auf Umbenennung von Straßen, die nach Repräsentanten des preußisch-deutschen Militarismus benannt waren, wie Blücher, Moltke und Roon, sie alle entstammten einzig der sozialdemokratischen Fraktion.

Wittener. Biografische Porträts, Band 1, hrsg. von Frank Ahland und Matthias Dudde in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Witten, Witten: Ruhrstadt-Verlag 2000



Aus dem Vorwort der Herausgeber

Im Anfang war die Idee... Sie entstand in der Mensa der Ruhr-Universität Bochum. Zwei Doktoranden der Geschichtswissenschaft ließen beim Mittagessen eine vorangegangene Besprechung ausklingen. Sie unterhielten sich über politische und historische Seminare, die sie gemeinsam mit anderen vorbereiten und durchführen wollten. Und sie unterhielten sich auch über ihr Unbehagen an der lokalen Geschichtsschreibung, an der konservativen Herangehensweise, die die Menschen des Industriezeitalters außen vor lässt, die sich auf das Handeln "großer Männer" konzentriert und dabei die "kleinen Leute", die Frauen oder auch einfach nur die Verlierer der Geschichte links liegen lässt.

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"...weit weg vom Antisemitismus, obgleich nicht weit vom Kohlenstaub". Probleme der Integration der Wittener Juden im Kaiserreich, in: Jan-Pieter Barbian, Ludger Heid (Hrsg.), Juden im Ruhrgebiet. Vom Zeitalter der Aufklärung bis zur Gegenwart, Essen: Klartext-Verlag 1999, S. 327-353



In diesem halben Jahrhundert lagen Chancen und Risiken des jüdischen Emanzipationsprozesses dicht beieinander. Waren den preußischen Juden seit 1847 keine wirtschaftlichen Hemmnisse mehr auferlegt, so nutzten sie ihre im Handel erworbene "generationenlange Erfahrung und geschäftlichen Verbindungen", um in der jungen Stadt ökonomisch Fuß zu fassen. Während der Konjunktur der 1850er und 1860er Jahre richteten sie sich im Einzelhandel ein, und häufig gelang bereits der ersten Generation der Aufstieg vom Kleinhändler in die gehobene Kaufmannsschicht; sie ließen sich dauerhaft nieder, erwarben oder erbauten Häuser, waren aber auch bereit, wenn sie noch jung und ökonomisch nicht wie erhofft erfolgreich waren, in größere Orte, in die Handels- und Finanzzentren Deutschlands, in die Zentren des deutschen Judentums überzusiedeln.

"...widerlich, mit diesen Polen zusammenarbeiten zu müssen." Anmerkungen zur kaum gelungenen Integration der polnischen Minderheit in Witten bis zur Weimarer Republik, in: Tczew-Witten. Partner in Europa, hrsg. vom Freundschaftsverein Tczew-Witten e.V. und der Stadt Witten, Witten 1999, 31-46



Integration ist auf beiden Seiten ein langwieriger, mit vielen Rückschlägen verbundener Prozeß, der sich auf mehrere Generationen erstreckt. Eine Schlüsselstellung nehmen hierbei der Gesetzgeber und die Behörden ein. Wer sich entschlossen hat, auf Dauer zu bleiben, dem sollten unabhängig von dem erreichten Grad seiner Integration sämtliche Rechte und Pflichten des Aufnahmelandes zugestanden werden. Die Einbürgerung und die Verleihung von Bürgerrechten an den Abschluß einer gelungenen Integration zu knüpfen, erinnert dagegen an die unseligen Diskussionen zur Emanzipation der Juden in Deutschland im 19. Jahrhundert: Der jeweils nächste Integrationsschritt solle davon abhängig gemacht werden, ob sich die Juden anpassungswillig und -fähig zeigten. Dieses Vorgehen hielt die "Judenfrage", die Diskussion um die Stellung der Juden in der Gesellschaft, über viele Jahrzehnte im Bewußtsein der Öffentlichkeit und trug maßgeblich dazu bei, den Antisemitismus zu einem Vehikel einer allgemeinen antiemanzipatorischen und antidemokratischen Massenbewegung werden zu lassen - mit all den bekannten Folgen. Der repressive Umgang mit den Ruhrpolen zeigt insofern auch, wie man es besser nicht machen sollte.

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Sie wollte und konnte nie etwas Halbes tun. Die Sozialistin Rosi Wolfstein-Frölich 1914 bis 1924, hrsg. von der Rosi-Wolfstein-Gesellschaft e.V., mit Beiträgen von Helga Grebing, Klaus Kinner u.a., Witten 1995



Wer war Rosi Wolfstein? Einleitende Bemerkungen

Rosi Wolfstein war eine der bekanntesten Politikerinnen der Weimarer Republik - eine Frau, eine deutsche Internationalistin jüdischer Herkunft, eine linke radikale Demokratin. Sie verkörpert in zweierlei Weise die Identitätsproblematik der linken demokratischen SozialistInnen in Deutschland. Erstens verdeutlicht ihr Lebensweg, wie schwer es für die linken demokratischen SozialistInnen gewesen ist, in Deutschland eine politische Heimat zu finden. Der unversöhnlichen Grundhaltung des Staates gegenüber der sich emanzipierenden Arbeiterschaft im Kaiserreich folgte schon bald die zunehmende Isolierung der Sozialdemokratie und der demokratischen Linken in der Weimarer Republik, während die bürgerlichen Parteien die Aushöhlung und Zerstörung der demokratischen Republik seit 1930 duldeten oder gar aktiv betrieben. Dann der Untergang von Weimar und die in sinnwidriger Weise sogenannte "Zeit der Illegalität", in der das nationalsozialistische Unrechtsregime KomunistInnen und SozialdemokratInnen zu Staatsfeinden erklärte und sie durch seine terroristische Verfolgungs- und Vernichtungspraxis in den Widerstand oder ins Exil zwang. Schwierig blieb auch das Verhältnis der LinkssozialistInnen zur Bundesrepublik Deutschland, von deren Gestaltung sie zunächst ausgeschlossen blieben.


(zusammen mit Frank Meyer, Oslo)



"Da wird geändert, und du weißt nicht wie." Der Skandal um den Film Anders als du und ich von Veit Harlan aus dem Jahr 1957, in: Invertito 10, (2009), S. 79-103



1957 sorgt Veit Harlans Film Anders als du und ich für einen der größten Skandale des deutschen Nachkriegskinos, ein Film über eine Mutter, die verzweifelt versucht, ihren Sohn, der in "homosexuelle Kreise" geraten ist, auf den Weg heterosexueller Normalität zurückzuführen. Dabei stellt der Film erstmals homosexuelle Charaktere dar, die weder kriminell noch krank sind. Ein Meilenstein des schwulen Films.

Die Zensurmaßnahmen der FSK, der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, entstellen den Film weitgehend. Die Kritik jedweder Provenienz fällt über den Film her und verurteilt ihn, teils weil der Film Homosexualität propagiere, teils weil er sie bekämpfe und diffamiere. Der Name des einst mit Nazi-Filmen hervorgetretenen Regisseurs Harlan wirkt bei Kritikern aller Lager für heftige Reaktionen. Noch immer sorgen krude Rezensionen für einen verzerrten Blick auf den ersten Film der Bundesrepublik mit schwuler Thematik. Ein halbes Jahrhundert nach seiner Uraufführung möchte sich der Autor dem Film unverkrampft stellen.

Neuerscheinung

Zwischen

Verfolgung und Selbstbehauptung.

Schwul-lesbische Lebenswelten an Ruhr und Emscher im 20. Jahrhundert

hg. von Frank Ahland, Berlin: Vergangenheitsverlag 2016, 514 Seiten, ISBN: 978-3-86408-212-2



Nach jüngsten Erkenntnissen wurden in den Jahren 1933 bis 1945 rund 600 Männer mit dem Vorwurf, gegen § 175 RStGB verstoßen zu haben, in das Dortmunder Polizeigefängnis Steinwache eingeliefert. Obwohl die Haftbücher der Forschung seit Jahrzehnten zur Verfügung standen, blieb die Tatsache bisher unbeachtet. Die Geschichte der Homosexuellen und der Homosexualität an der Ruhr ist noch immer ungeschrieben. Weder gibt es eine Darstellung für die Gesamtregion, noch liegen Studien auf lokaler Ebene vor. Wobei die Kenntnis dieser Geschichte selbst unter Lesben und Schwulen nur gering ist.

Erstmals trafen sich daher zwölf Wissenschaftler_innen und dem Thema verbundene Personen auf Einladung des Arbeitskreises Schwule Geschichte Dortmunds im SLADO und des Forums Geschichtskultur an Ruhr und Emscher im November 2015 in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund. Sie berichteten über ihre Forschungsprojekte, über Gespräche mit Zeitzeugen und ihr ehrenamtliches Engagement.

Der zeitliche Bogen reicht von einem feministischen, lesbian-like lebenden Netzwerk um 1900 bis zu den Diskursen über Körper und Männlichkeit in der Zeitschrift Rosa Zone in den 1990er Jahren. Thematisch befassen sich die Beiträge neben solchen Formen der Selbstbehauptung nicht zuletzt mit Ausgrenzung und Verfolgung vom Nationalsozialismus bis hinein in die Bundesrepublik und mit dem Gedenken und dem Erinnern daran. Dabei werden die Pläne zur Neugestaltung der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache erörtert, aber auch die auf männliche Opfer orientierte Gedenkpraxis feministisch hinterfragt.

Der Tagungsband bildet die Vielzahl der Beiträge ab und möchte, ebenso wie die Tagung, Impuls und Initiativgeber für eine verstärkte Hinwendung zu einem der weißen Flecken innerhalb der Forschungslandschaft des Ruhrgebiets sein. Auch wenn sich seit der endgültigen Aufhebung des § 175 im Jahr 1994 vieles zum Positiven verändert hat, ist der Forschungsbedarf mit Bezug zur Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität nach wie vor groß.

Zwischen Verfolgung und Selbstbehauptung
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Neuerscheinung

Bürger und Gewerkschafter.

Ludwig Rosenberg 1903 bis 1977

Eine Biografie, Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen, Schriftenreihe A: Darstellungen, Bd. 61, Essen: Klartext-Verlag 2016, 514 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-8375-1611-1, 39,95 Euro

Ludwig Rosenberg, der in Herkunft und Habitus vielleicht bürgerlichste deutsche Gewerkschafter, gehörte zwanzig Jahre lang, davon sieben als Vorsitzender (1962-1969), dem geschäftsführenden Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes an, den er entscheidend mitprägte: Die zügige Wiedereingliederung der Gewerkschaften in die internationale Gewerkschaftsbewegung, ihr überaus starkes Engagement im Prozess der europäischen Integration und der Entstehung der Europäischen Gemeinschaften und die Neukonzeption der gewerkschaftlichen Programmatik sind ohne sein Wirken nicht denkbar. Es gelang ihm, den im Konzert starker Einzelgewerkschaften schwach aufgestellten Dachverband durch krisenhafte Situationen zu manövrieren und den DGB als einflussreichen gesellschaftlichen Akteur zu verankern. Sein besonderes Augenmerk lag dabei stets auf der Ausgestaltung einer entwickelten pluralistischen Demokratie und des Verhältnisses zu Israel.

Seine Biografie veranschaulicht anschaulich komplexe Vorgänge für eine breite Leserschaft und erweitert den lückenhaften Kenntnisstand über die Gewerkschaftselite im Allgemeinen wie auch die Kenntnis der Gewerkschaftsgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland. Sie ermöglicht einen vertiefenden Blick auf die Binnenstrukturen des Dachverbands der Gewerkschaften in den 1950er und 1960er Jahren, auf das Verhältnis der Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften zum geschäftsführenden Bundesvorstand.











Bei der Vorstellung der Biografie am 1.9.2016 in Bochum beschwor die ehemalige stellvertretende DGB-Vorsitzende Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer einen Paradigmenwechsel bei Einkommen, Arbeit und Lebenschancen. Um die zunehmende Spaltung der Gesellschaft zu verhindern, müssten die Macht der global agierenden Konzerne begrenzt und die Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten in der Wirtschafts- und Sozialpolitik abgebaut werden, so Engelen-Kefer im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum. Den Redetext und weitere Informationen finden Sie hier.


Rezensenten befinden: "Wir haben ein durchweg überzeugendes, analytisch klug und umsichtig argumentierendes, auf breiter Quellenbasis recherchiertes und gut lesbares Porträt eines Gewerkschafters vor uns, das Fundstellen für unterschiedliche Interessen bietet." (Jan-Eric Hansen für Arbeit - Bewegung - Geschichte) - "Mit der Biografie hat Frank Ahland einen wichtigen Schritt getan, um Ludwig Rosenberg dem Vergessen zu entreißen. Das Buch entwirft ein facettenreiches Panorama eines bewegten Lebens. Insofern stellt es sowohl einen profunden Beitrag zur bundesrepublikanischen Gewerkschaftsgeschichte dar und ist doch zugleich mehr. Die Außenseiterrolle Rosenbergs in der deutschen Arbeiterbewegung, als ein Jude aus bürgerlichen Verhältnissen, der nach Großbritannien ins Exil gezwungen worden war, eröffnet eine Erkenntnisperspektive auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts weit über die des DGB hinaus." (Sebastian Vogt für Sehepunkte) - "Mit Frank Ahlands quellengesättigter Biografie liegt eine gut lesbare Würdigung eines wichtigen Gewerkschafters und Intellektuellen vor." (Jens Becker für das Magazin Mitbestimmung)




Das Projekt wurde gefördert von der

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Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer und der Autor.

Foto: Thea Struchtemeier.

© Dr. Frank Ahland, Dortmund.